Wie alles begann ...

Dies ist die Geschichte eines Helden, der sich dessen nie bewusst war und noch immer nicht ist.

Alles begann im Jahre 2002 als Souleymane in meiner Brotbäckerei in Sindelfingen zu arbeiten anfing. Souleymane, ein junger Mann aus Niger und Asylanwärter integrierte sich sehr schnell in den Betrieb. Mit seinem Lächeln und seiner sympathischen Ausstrahlung war er schnell beliebt bei den Kunden und in der Gemeinde. Selbstverständlich kam man sich auch privat ein wenig näher. Er erzählte von seinem Dorf in Maradi, Niger. Von der Armut und den schweren Lebensbedingungen. Natürlich ließ mich das nicht kalt. Doch ich muss zugeben, dass ich zunächst noch sehr distanziert war. Zaghaft entschied ich mich, mein Opfertier dort schächten zu lassen. Mit der Zeit wurde immer klarer, was für eine Person Souleymane war. Ehrlich, aufrichtig und liebenswert. Ich konnte ihm blind mein Hab und Gut anvertrauen. Als die Freundschaft zwischen uns sich stetig festigte, erhielt ich immer mehr Einblicke in die schwierige Lebenssituation seiner Familie und seiner Dorfgemeinde. Ich mobilisierte zunächst meine Familie. Alle Familienmitglieder ließen ihre Opfertiere in Souleymanes Dorf schächten. Der Kreis der Helfenden wurde mit jedem Jahr größer. Unsere ganze Verwandtschaft und Freunde begannen zu helfen. Wir schickten Bargeld für Lebensmittel und spendeten für alles Notwendige. Souleymanes Dorf war zu unserem Dorf geworden. Dann kam der entscheidende Tag. Souleymanes Asylantrag wurde abgelehnt. Schweren Herzens trennten wir uns 2006 von ihm. Doch wir unterstützen weiterhin unser Dorf in Afrika.

2009 besuchte ich mit einigen Freunden und Verwandten Souleymane in Niger. Diese Reise stellte eine Wende in unserem Leben dar. Armut ... wohin das Auge reicht. Wassermangel und die desolaten Lebensumstände hatten uns zugesetzt. Natürlich kannten wir die Region von Fotos und Videos. Doch dieses Afrika war mehr als eine 30 -Sekunden- Aufnahme. Unser Blick und unsere Wahrnehmung änderten sich. Wir mussten etwas verändern. Wir intensivierten unsere Unterstützung. Ab dem Zeitpunkt flog ich jedes Jahr nach Niger. Unsere Hilfsaktionen verbreiteten sich zunächst über Mundpropaganda in Windeseile. Als wir Spendenbeträge im mehrstelligem Bereich erreicht hatten, mussten wir unsere Hilfe strukturieren. Ganz offiziell gründeten wir 2017 in Sindelfingen die Organisation Hand in Hand gegen Armut. Seit diesem Tag haben sich die Spendenbeiträge um ein Vielfaches erhöht. Um eine staatliche Anerkennung und eine offizielle Stellung genießen zu können, gründete Souleymane OJNDR (Organisation des Jeunes Nigeriens pour le Développement Rural - Organisation junger Nigerianer für ländliche Entwicklung). OJNDR ist unsere Partnerorganisation in Maradi, Niger. Die Zusammenarbeit mit  OJNDR ermöglicht uns, dass wir die Spendenverteilung und unsere Hilfsaktionen reibungslos abwickeln können.

Heute erstreckt sich unser Einsatzgebiet weit über die Grenzen von Maradi. Wir sind in ganz Niger und zum Teil in einigen Regionen in Mali aktiv. Bis dato ist unsere Organisation ein Zusammenschluss von ehrenamtlichen Mitarbeitern. Doch unser Mann vor Ort in Afrika ist Souleymane Adaoumu, der stille Held. Ohne ihn wäre dieses Unterfangen nie Wirklichkeit geworden. Er kam nach Deutschland, um sich und seiner Familie ein besseres Leben zu ermöglichen. Doch Souleymane, der Gamechanger, veränderte nicht nur das Schicksal seines Dorfes, er kehrte mit tausenden von helfenden Händen aus Deutschland zurück in sein Land.